Crufts

Die Crufts – die weltweit größte Hundeausstellung, welche jedes Jahr mehrere Tausende Hunde aus aller Welt nach Birmingham zieht. Zudem werden dort auch sehr viele Sportarten, wie Agility, Flyball, Dog Dancing usw. ausgetragen. Das Besondere? Man kann nicht einfach so hinfahren und teilnehmen wie bei einer European- oder World Dog Show, sondern muss sich über eine der verschiedenen Möglichkeiten qualifizieren. Als wir mit dem Ausstellen angefangen haben, wusste ich, irgendwann möchte ich da auch einmal hin. Als Rocket (Ch. Black Forest goblins From Dusk Till Dawn) sich im März 2024 direkt bei der ersten Möglichkeit in Groningen qualifizierte, wussten wir, dass es 2025 wohl soweit sein wird. Also haben wir direkt schon mal eine Unterkunft gebucht und überlegt, wann und wie unser Groot (Ch. Glowing Sirius Origami Way) nachziehen kann. Denn entweder der Hund qualifiziert sich oder er ist nicht dabei, da Besucherhunde nicht erlaubt sind. Groot zog jedoch mit zwei nationalen Championtiteln (Deutschland und Dänemark) im Juni nach und somit war klar, dass wir fahren.

Für den Step über oder – in unserem Fall – durch den Ärmelkanal entschieden wir uns für den Eurotunnel. Flugzeug und Fähre kannten wir (jeweils noch ohne Hunde) schon und auf Letzterer wurde mir das letzte Mal ziemlich schlecht. Da war der Zug für die Hunde und für mich mit der 35-minütigen Fahrt richtig angenehm. Da wir die 6,5 Stunden von uns zu Hause nach Calais in der Nacht durchgefahren sind, gönnten wir uns am nächsten Morgen erst einmal einen ausgedehnten Strandspaziergang in Folkestone. Das Wetter war bestens, so wie auch die kompletten restlichen Tage.

Als wir uns nach Birmingham aufmachten, bekamen wir den Anruf, dass wir aufgrund eines Heizungsschadens nicht in unser gebuchtes Appartement könnten, sie aber eine Alternative hätten. Die Alternative stellte sich als ein Desaster in Downtown Birmingham heraus. Mitten in der Stadt, das wollten wir eigentlich tunlichst vermeiden. Mangels Alternativen mussten wir uns mit der Situation abfinden, ebenso mit der Tatsache, dass die komplette Stadt aufgrund der streikenden Müllabfuhr seit Jahresbeginn im Müll versinkt. Es war einfach nur schrecklich. Bis zur Crufts hatten wir aber, da wir am Dienstag angereist sind, noch einen Tag Zeit, denn wir waren erst Donnerstag an der Reihe.

Also entflohen wir am Mittwoch der Großstadt und sind in die Clent Hills gefahren um eine Wandertour zu machen.

Donnerstag war es dann soweit, der Wecker klingelte früh und wir machten uns bei strahlendem Sonnenschein auf zum Messegelände. Der Weg vom Parkplatz zum Eingang war relativ weit und es glich einer Massenwanderung. Es war der Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass an diesem Tag nur die Hound-und Terrier-Groups und einige Sportarten dran waren (die Gruppeneinteilung in GB ist anders, als die der FCI). In der Halle angekommen, hatte ich direkt Gänsehaut. Die Atmosphäre, die Größe und die Tatsache, dass man einen zugewiesenen Bereich hatte (ja, jeder Hund bekommt bei der Crufts einen abgetrennten Platz, auf dem dann eine Box, Decke etc. platziert werden kann, wo die Hunde zur Ruhe kommen können) verursachte ein Kribbeln. Da vor uns erst 80 Dackel gerichtet wurden, hatten wir noch jede Menge Zeit. Ich machte mich also auf den Weg durch die Hallen (mein Mann Christian blieb mit den Hunden an unserem Platz) und schaute mir an, was es so zu shoppen und sehen gab. Ich fühlte mich tatsächlich ziemlich erschlagen von diesem Überangebot und zu meiner „Kaufausbeute“ zählten am Ende lediglich ein paar Käsekaustangen und ein Basenji-Metallschild. Es hätte noch so viel mehr gegeben und alles auch in drei-und vierfacher Ausführung, aber ich war, wie gesagt, etwas erschlagen. Ich machte mich dann noch auf den Weg zum Agility, da mich das von den Sportarten am Meisten interessierte und ich es mit Rocket seit über zwei Jahren selbst hobbymäßig (und ohne Wettkämpfe) betreibe. Leider überschnitt sich der Start dann jedoch mit dem Richten der Basenjis.
Als es für die Basenjis endlich losging, konnte man sehr schnell eine klare Linie der Richterin erkennen. Eine Linie, die uns vorher von einem britischen Pärchen, welches wir dort kennenlernten und das die Richterin bereits kannte, mitgeteilt wurde. Die Richterin hatte eine Präferenz für lange Rücken und flache Füße.

Für uns ging es dann in der Open Class (der am stärksten besetzten Klasse, entspricht der Championklasse bei uns) gegen 12 weitere Basenjis in den Ring. Ich stellte Rocket aus, Christian ging mit Groot in den Ring. Beide Jungs haben sich richtig super gezeigt und das allein macht mich auf so einer Veranstaltung mit der großen Anzahl an Profihandlern schon mehr als glücklich. Nachdem die Richterin sich alle 14 Hunde einzeln und auch in der Gruppe angeschaut hat, hat sie eine Vorauswahl getroffen und sieben Hunde mussten den Ring verlassen. Groot und Christian waren leider unter den Ausscheidenden, Rocket und ich durften erst einmal bleiben, wurden schlussendlich aber nicht platziert. Im Großen und Ganzen war das für mich absolut in Ordnung, die Jungs waren toll und hinterher so müde, dass sie sich direkt nach dem Ring in ihrer Box zusammenkuschelten und den restlichen Nachmittag verschliefen. So konnte ich das komplette Richten der Hündinnen sowie die finalen Entscheidungen entspannt vom Rand beobachten und habe mich sehr nett unterhalten, u.a. mit Danny Cullen, der die Basenji Klubausstellung im August 2022 in Bingen richtete.

Unser Erlebnis „Crufts“ endete mit dem Kauf eines Erinnerungsstücks, einer grünen Crufts-Rosette, und der Erkenntnis, dass es am Ende doch einfach „nur“ eine Ausstellung ist – eine überdimensional Große, aber doch nur eine Ausstellung, welche aber unfassbar gut organisiert ist.

Eigentlich war geplant, dass wir erst Samstag abreisen wollten, doch aufgrund des mangelhaften Zustands unserer Unterkunft buchte ich den Zug kurzerhand um und wir reisten bereits am Freitag ab. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zu den White Cliffs of Dover, um Rocket und Groot noch einmal einen ausgedehnten Spaziergang zu gönnen. Danach ging es für uns dann mit einer Fahrt in die Nacht hinein nach Hause.

Nach der EDS und der WDS war die Crufts die letzte Veranstaltung, die auf meiner Bucketlist stand. Ich bin sehr dankbar, dass wir die Chance genutzt und einmal auf dem ehrwürdigen grünen Teppich ausgestellt haben, aber Christian und ich waren uns sehr schnell einig, dass wir es bei dieser einmaligen Erinnerung belassen werden.