Als Christian und ich vor ein paar Jahren überlegten, welche Rasse zu uns passen würde, war meine Anforderung, dass der Hund mit mir laufen – also joggen – gehen kann. Nachdem wir uns aufgrund noch diverser anderer Punkte für den Basenji entschieden und dann auch einen Züchter gesucht hatten, fragte dieser (Tobias Lentz von den Black Forest goblins) mich, ob ich schon einmal etwas von Canicross gehört hätte. Ich machte mich schlau und wartete sehnsüchtig bis Rocket alt genug war und wir gemeinsam loslegen konnten. Als Rocket etwa 14 Monate alt war, startete ich mit „einfachem“ Laufen und mit seinem Alltagsgeschirr. Ich merkte aber schnell, dass Rocket richtig Bock hat zu ziehen. Also wollte ich es vernünftig machen und kaufte ein ordentliches Zuggeschirr, welches unabdingbar ist, wenn der Hund im Zug arbeitet, um Verletzungen vorzubeugen und den Druck optimal auf den Körper zu verteilen.


Doch was ist Canicross eigentlich? Wörtlich übersetzt heißt es Querfeldein- oder Geländelauf mit Hund. Canicross ist eine Zughundesport-Disziplin und hat wie alle Zughundesportarten seine Wurzeln in den skandinavischen Ländern, wo der Schlittenhundesport herkommt. Canicross wird dort neben Bikejöring (am Fahrrad) und Dogscooter (am Kickbike) in den Sommermonaten betrieben. Mittlerweile wird der ZHS weit über die skandinavischen Grenzen hinaus betrieben und erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Fürs Canicross wird im Prinzip nicht viel benötigt: ein vernünftiges Zuggeschirr für den Hund, einen Hüftgurt für den Menschen und verbunden sind die Beiden durch eine 2m lange Bungee-Leine mit Ruckdämpfer. In Fachgeschäften kann und sollte man sich beraten lassen, damit dem Hund das Geschirr auch optimal passt.
Als wir dann also entsprechend ausgestattet waren, bin ich regelmäßig mit Rocket gelaufen. Er hatte zunehmend mehr Spaß und auch mir machte und macht das Laufen so gleich viel mehr Freude. Wir fingen mit kurzen Strecken (1-2km) an und steigerten Stück für Stück die Distanzen. Umso länger die Strecke, umso mehr nimmt sich Rocket auch mal zurück und trabt neben mir her. Er ist also nicht die ganze Zeit im Vollzug (was mir aber auch ganz recht ist ;-)). Im Frühjahr 2023 überredete mich eine Freundin am Nachtlauf von „Camp Canis“ (neben Strongdog der größte Ausrichter für Zughundesportevents mit Hindernissen für Jedermann) teilzunehmen und das war das erste Rennen, welches Rocket und ich gemeinsam absolvierten, allerdings ohne offizielle Zeitmessung. Ein knappes Jahr später folgten die Bundeshundespiele und wieder startete ich mit Rocket im Canicross (ohne Zeitmessung). Als ich dann von den CaniX-Championships by Strongdog im Oktober erfuhr, wusste ich, dass ich daran teilnehmen wollte. Da ich mittlerweile natürlich auch mit Groot angefangen hatte zu laufen und ihn mit einem Geschirr und uns mit einer zweiten Leine ausgestattet hatte, musste ich mich entscheiden, wie ich die drei möglichen Rennen aufteile. Groot kann zwar auch sehr gut ziehen, ist aber eher der gemütliche Jogger. Er arbeitet vor allem mit Rocket gemeinsam so richtig im Vollzug (ja, hin und wieder schnalle ich sie mir beide an den Hüftgurt und bin so schnell wie nie).

Also habe ich Groot für seinen allerersten offiziellen Start am Freitag zum Nachtlauf für die Einzelwertung und Rocket für die Kombiwertung am Samstag und Sonntag gemeldet. Sowohl Groot als auch Rocket machten mich so unglaublich stolz. Groot hat mich über alle Maßen überrascht, indem er uns die knapp 3 km im Vollzug ins Ziel gebracht hat. Rocket hat uns mit seiner Power im Samstagsranking einen guten Mittelfeldplatz über alle Starter beschert, nahm sich Sonntag aber eine kleine „Auszeit“ (2x die gleiche Strecke zu laufen geht in Basenjiaugen manchmal ja so gar nicht), rappelte sich dann aber auf und am Ende landeten wir in der Gesamtwertung im letzten Drittel (was für uns aber völlig nebensächlich war). Am Wichtigsten war, dass sie beide Spaß hatten, ausgepowert waren und wir ein echt gutes Team waren.



Und was machte ich auf dem Heimweg? Ich meldete für die Canilympics am thüringischen Lütsche-Stausee am ersten April-Wochenende. 4 Läufe über 4 verschiedene Distanzen: 2,5 und 3,3 km, jeweils abends, 7,5 km mit über 200 Höhenmetern Samstag früh und 11,5 km mit 400 Höhenmetern am Sonntag Vormittag (für Letztere gab es auch eine Wanderwertung). Alle Läufe zusammen ergaben die Trophee- Wertung. Ich entschied mich mit Groot die beiden kurzen Distanzen abends zu laufen und mit Rocket die 7,5 km. Die längste Strecke sind wir zu viert mit Herrchen Christian gewandert.
Der Start mit Groot am Freitag war etwas chaotisch. Alle Starter standen auf einmal im Startbereich, es gab keine festen Zeiten (das war bei den CaniX-Championships anders) und wer zuerst kam, lief zuerst los. Die Hunde bellten wie verrückt, weil sie jetzt unbedingt los wollten, es herrschte eine unfassbare Geräuschkulisse und ich mit Groot mittendrin. Christian und Rocket beobachteten das Spektakel vom Rand. Groot war leider sichtlich verunsichert, startete aber hervorragend den ersten Hügel hoch. Leider erschrak er sich auf dem ersten Kilometer aber immer wieder von den mit meiner Stirnlampe angeleuchteten Flatterbändern, die uns den Weg durch die Nacht zeigten, sowie den Blitzen der auf dem Boden liegenden Fotografen. Als wir uns nach etwa der Hälfte der Strecke eingespielt hatten, hat er richtig Vollgas gegeben und wir sind happy ins Ziel gekommen. Am Ende landeten wir in der Frauenwertung im Mittelfeld der ca.100 gweiblichen Starterinnen.


Da wir nun wussten, wie es sich am Start verhält, beschlossen wir Samstag Früh (ab 8:00Uhr gings los) ziemlich am Anfang zu starten, um diese Geräuschkulisse zu umgehen. Gesagt, getan, um 08:09Uhr gingen Rocket und ich bei Temperaturen unter 5 Grad auf die Strecke. Der Start liegt bei Rocket immer bei 150%, doch als er im 2. Kilometer das Tempo rausnahm, lag das nicht nur an den immensen Anstiegen direkt zu Beginn des Rennens, der Herr musste sein 2. Geschäft am frühen Morgen verrichten. Als das erledigt war (bei den Strongdog-Veranstaltungen darf man die Tütchen mit den Hinterlassenschaften an den Richtungsschildern ablegen, diese werden am Ende der Veranstaltung eingesammelt), lief Rocket vollkommen befreit die restlichen 5,5 km. Er zog mich bergauf, gab bergab noch mehr Vollgas, wir überholten vor uns Gestartete und landeten nach den 7,5 km auf Platz 25 von 70 gestarteten Frauen.


Der frühe Samstag Abend galt dann wieder Groot und er machte es großartig. Es war nicht so dunkel wie am Freitag, wir konnten also ohne Stirnlampe starten und er hatte sichtlich Spaß. Ok, auf dem Boden rumliegende Fotografen blieben weiterhin unheimlich, aber wenigstens blitzte es diesmal nicht. Die ca. 3,3km finishten wir – wie morgens – auf einem mittleren 20er Platz. Die letzte Etappe ging dann Sonntag früh um 8 Uhr los (die Temperaturen sind auf unter 0 Grad gefallen) und ich war, nachdem ich die anderen 3 Etappen gelaufen bin, froh, dass ich die Wanderoption gewählt hatte. Die über 400 Höhenmeter auf 11,5 km hätte ich weder den Hunden noch mir zumuten wollen. Die höchsten Anstiege, die wir an der Nordsee haben, sind die Fußgängerbrücken über die Autobahn. Wir zogen also zu viert los, genossen die thüringischen Berge, die Morgensonne und die gemeinsame Zeit. Nach etwa 2 Stunden und 20 Minuten waren wir wieder im Ziel, allesamt hungrig und müde, aber glücklich. Dieses Wochenende hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir natürlich bereits für nächstes Jahr wieder gemeldet haben.


Wir können die Veranstaltungen von Strongdog einfach nur allen empfehlen, die zwar das Wettkampffeeling mögen, es aber nicht wettkampfmäßig betreiben möchten. Klar sind an diesen Wochenenden auch Profis dabei, die mit ihren Hunden auch an offiziellen Rennen des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V.) oder VDSV (Verband Deutscher Schlittenhund Sportvereine e.V.) teilnehmen und man hat gegen sie auch keine Chance, aber das hat man, wenn man an einem offiziellen Straßenrennen über 5km, 10km, Halbmarathon oder Marathon teilnimmt, genauso. Hinzu kommt, dass unsere Basenjis zwar echte Kraftpakete sind, die auch super ziehen können, aber dennoch gehören sie eher zu den kleineren Vertretern der am Start stehenden Rassen. Und bei den offiziellen Rennen des VDH und VDSV wird nicht nach Größe unterschieden.
Noch ein paar Sätze zum VDH und VDSV: Um an den Rennen des VDH teilnehmen zu dürfen, benötigt man eine Begleithundeprüfung. Dies ist mit unseren Basenjis nicht ganz einfach, aber mit viel Arbeit und Geduld doch möglich. Um an Rennen des VDSV teilzunehmen, benötigt man eine sogenannte Musher-ID, es gibt aber auch Rennen mit Gastlizenzen, an denen man einfach so teilnehmen darf (wenn man einen der begehrten Gastplätze ergattert). Wer daran Interesse hat, kann sich ausführlich auf den Seiten des VDSV (www.vdsv.de) informieren. Vor allem unter der Rubrik „FAQ“ werden nahezu alle Fragen ausführlich beantwortet.
Im Sommer herrscht nahezu Stillstand im Bereich des Zughundesports, da es für die Hunde einfach zu warm ist. Die offizielle Rennsaison sowie die öffentlichen Veranstaltungen für Jedermann/-frau starten fast alle wieder im Herbst und gehen dann über den Winter bis in den Frühling hinein.
Wer also Lust hat, sich selbst fit zu halten, die Hunde auszulasten und nach etwas sucht, was man mit dem Hund super im Team machen kann, dem kann ich Canicross nur Wärmstens ans Herz legen. Und als Besitzerin von zwei intakten Rüden kann ich sagen, dass ich vor allem im Herbst ausgesprochen froh bin, dass ich diese Sportart für uns entdeckt habe. 😉

